Gesundheitsförderung in der Kita

Salutogenese oder was Menschen gesund hält
Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung

Einen klaren Orientierungsrahmen, nach dem wir handeln können, gibt es in unserem modernen Leben immer seltener. Veränderungen bzw. Veränderungsbewegungen und Stress sind an der Tagesordnung. Ständig muss der Mensch versuchen, immer wieder neu Sicherheit und Klarheit für sein eigenes Handeln zu erzeugen, auch wenn beides im nächsten Moment durch die Umstände wieder in Bewegung geraten kann.

Wie kann ich inmitten dieses ständigen Wandels und der zunehmenden fließenden und oszillierenden Umwelt meinen eigenen Standpunkt, meine persönliche Orientierung, meine Kraftquellen erhalten und immer wieder zu meiner inneren Mitte zurückfinden?

Bei all dieser Dynamik in Beruf, Familie und Gesellschaft kann uns Zeit- und Selbstmanagement helfen, in unserem persönlichen Rahmen die Dinge auf die Reihe zu bekommen. Wie muss ich vorgehen, um meinen Aufgaben gerecht zu werden, und wie kann ich gelassener mit Stress umgehen? Was ist wichtig, was ist entbehrlich? Dies sind wichtige Zugangsfragen zum Konfliktfeld Gesundheit, denn nur wer sich selbst organisiert, kann andere organisieren.

Wie die Gesundheitsförderung für Kinder, gewinnt auch die Gesundheitsförderung der pädagogischen Fachkräfte in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Pädagogische Fachkräfte sind nicht nur Vorbild und Vermittler einer gesundheitsfördernden Bildung und Erziehung für die Kinder. Immer häufiger übernehmen sie auch eine unterstützende und beratende Funktion gegenüber den Eltern und der ganzen Familie. Dabei werden gleichzeitig die gesundheitlichen Herausforderungen für pädagogische Fachkräfte und Kita-Leitungen immer größer.

Diese Belastungen betreffen sowohl den Bewegungsapparat, hervorgerufen durch das häufige Heben, Bücken und schwere Tragen, als auch die psychischen Beeinträchtigungen durch die immer größer und umfangreicher werdenden Aufgaben im organisatorischen und strukturellen Bereich der Kindertageseinrichtung (wie z.B. vermehrte Dokumentationen, Zeitdruck, Betreuungspakete, Personalnotstand u. ä.). Um die Belastungen und verschiedenen Risikofaktoren innerhalb des beruflichen Alltags so gering wie möglich zu halten, sollten gesundheitsfördernde Maßnahmen innerhalb der Einrichtung für die pädagogischen Fach- und auch Leitungskräfte möglichst umfangreich und gezielt erfolgen. Pädagogische Fachkräfte sind herausgefordert, auch Experten/innen ihrer eigenen Gesundheit zu werden und sich aktiv und eigenverantwortlich für gesundheitsfördernde Rahmen- und Arbeitsbedingungen einzusetzen.

Dabei sind viele belastende Faktoren von der vorhandenen Strukturqualität abhängig. Dennoch können pädagogische Fachkräfte durch das Nachdenken über ihr pädagogisches Konzept, sowie förderliche und belastende Faktoren im Alltag im Rahmen der Organisationsentwicklung Veränderungen bewirken. Zu einer gut angelegten Gesundheitsförderung gehören auch regelmäßige, unterstützende Teamsitzungen, eine gute Kommunikation im Team, Supervision, sowie Fort- und Weiterbildungen für die pädagogischen Fachkräfte und Leitung.

Salutogenese – oder was Menschen gesund erhält
Jeder Mensch befindet sich in einem Prozess der permanenten Erzeugung und Erneuerung von Lebensbewältigung und Gesundheit.

Es bedarf dabei einer empathisch - akzeptierenden Haltung gegenüber den eigenen grenzgängerischen und zerstörerischen Auseinandersetzungsspannungen, wie auch gegenüber der ständig oszillierenden Selbstwahrnehmung und Bedürfnisidentifikation. Bestätigung und Widerspruch dürfen dabei als dynamische und prozesshafte Wirkmechanismen der Lebensbewältigung betrachtet werden.

Gesunde Menschen drücken tiefe Einsichten /Wahrnehmungen über sich und ihre Umwelt aus, sind interessiert an Introspektion, artikulieren ihr Innenleben. Menschen, die zu einem solchen inneren Entwicklungsdialog fähig sind, sind sich vielfältiger, auch inkonsistenter Gefühle bewusst. Solche Menschen scheinen begabt, aber nicht im akademischen Sinne, sie haben die Fähigkeit, Widersprüche, Paradoxien zu sehen, und sind zu komplexem Problemlösen in der Lage.

Menschen, die die Fähigkeit zum konstruktiven, interpersonalen Entwicklungsdialog besitzen und kultivieren, unterhalten die unterschiedlichsten, komplexen, persönlichen Beziehungen, folgen dabei dem Muster von Unterstützung und Engagement, suchen nach neuen Erfahrungen, die weiterführend sind.

Ihnen sind Differenzen unter miteinander verbundenen Menschen durchaus willkommen. Sie können zeitweise Spannungen tolerieren. Sie hören sich aufmerksam zu, drücken Gefühle aus. Sie stellen Fragen, teilen Fragen und Zweifel mit, suchen den klärenden Dialog, sind interessiert an tragfähigen Lösungen, können sich mit Vorläufigkeit arrangieren. Sie bejahen fortdauernde Entwicklungsprozesse und deren Versprachlichung.

Kommen Sie vom Weg dieser konstruktiven Lebensbewältigung und Gesundheitserhaltung ab, können Sie das meist an folgenden Warnsignalen erkennen:

  • Das Gefühl, nicht mitgestalten zu können, führt in eine zunehmende Erschöpfung, das wachsende Gefühl ausgebeutet und im Stich gelassen zu sein, macht sich breit.
  • In einem solchen Kontext entstehen des Weiteren Gefühle von Einsamkeit, Verlassenheit, Hoffnungslosigkeit, die ebenfalls oft zurückgehalten werden und die im Außen nicht wahrgenommen oder nicht akzeptiert werden
  • Manchmal kommt es dann zu Vergeltungs- und Racheimpulsen, die sich gegen die anderen, aber auch gegen sich selbst richten können

Unter Stress kommt es nicht selten zur Einengung des Selbst- und Weltbezugs. Wer weder ein noch aus weiß, weil er sich von einer übermächtigen unbeeinflussbaren Situation überwältigt fühlt, erlebt situative Einengung.

Wer sich nur noch Gefühlen von Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit ausgesetzt fühlt, ohne auch einmal die gefühlsmäßig erfüllende Seite zu erfahren, engt sich dynamisch ein. Das führt oft zu Isolierung, zur Entwertung von Beziehung und damit zu zwischenmenschlicher Einengung. Von Einengung Betroffene erleben ganze Lebensgebiete nicht mehr als interessant, verzichten auf Werte- und Selbstverwirklichung, sie empfinden im schlimmsten Fall ihre Existenz als wertlos.

Diesen Qualitäten von Einengung gilt es entgegenzuwirken, denn sie machen allesamt auf die Dauer krank und sind wenig gesundheitsförderlich. Es gilt, den Einzelnen in der Einrichtung darin zu unterstützen, immer wieder aus der eigenen Enge heraus einzuladen in eine größere Weite der Verbindung mit anderen. Und was wir für andere tun, sollten wir auch für uns selbst gelten lassen.
Nehmen Sie sich ernst und sorgen Sie gut für sich, dass auch Sie selbst immer wieder aus der eigenen Enge heraus und in einen neuen Entwicklungsraum hinein finden!

Ziele und Themen der Fortbildung

  • Umgang mit bestehenden Spannungsfeldern
  • Eigene Lebenshaltung
  • Die Stressoren im eigenen Lebenszusammenhang aufspüren
  • Der Dreiklang: Geisteshaltung, Beziehung, Körper als Seismograph für das eigene Wohlbefinden
  • Sünden im Hinblick auf Ihre Gesundheit
  • Warnsignale eines beginnenden Burnouts
  • Ursachen, die das Entstehen von Burnout beschleunigen
  • Eigenverantwortlich für gute Selbstorganisation sorgen lernen
  • Etwas tun für die eigene Psychohygiene
  • Das Opfer-Täter-Dreieck, das sich in Stresssituationen bildet, verwandeln - und damit die gefühlte Ohnmacht - überwinden lernen
  • Möglichkeiten der Entspannung kennen lernen
  • Selbstfürsorge kultivieren
  • Unterstützende Rituale entwickeln lernen, die die eigene Standfestigkeit stärken
  • Wertschätzende Grundatmosphäre
  • Kollegiales Unterstützungs- und Verständigungsmilieu erzeugen
  • Gespür für die Widersprüchlichkeiten und die physischen, psychischen, sozialen und geistigen Dimensionen des Lebens entwickeln
  • Bewusster und gelassener Umgang mit der Umwelt, mit den eigenen Gefühlen und Stimmungen
  • Sinnvolle Lern- Arbeits- und Freizeitziele entwickeln, begreifen, dass die Bereiche alle zusammenhängen
  • Konstruktive Lebensbewältigung und Gesundheitserhaltung
  • Symptome von Burn-out
  • Fragen, die Ihnen vielleicht helfen, die eigene Situation zu überprüfen
  • Die Balance von Arbeitsphase, Erholungsphase und Schlafphase ist dabei von entscheidender Bedeutung

Seminardauer
1 – 3 Fortbildungstage

Referent
Joachim Armbrust

Kosten
Tagessatz bei einem Tag: 800 Euro plus 19 % MwSt.
Tagessatz bei 2-3 Tage: 700 Euro plus 19 % MwSt.