Umgang mit verhaltensoriginellen Kindern
Das betroffene Kind aus der Täter- und Sündenbockrolle holen
Der bedeutende englische Kinderpsychotherapeut D.W. Winnicott (1896-1971) sagte einmal dem Sinn nach: Solange Kinder mit ihren noch so verfremdeten, bedürfnisverschobenen, vielleicht sogar destruktiven oder gewalttätigen Handlungsweisen sich auf uns oder die anderen Kinder beziehen, haben sie noch Hoffnung, dass es da irgendwo einen Erwachsenen gibt, der sie und ihre Handlungsweisen versteht und ihnen in ein erfülltes und friedvolles Leben verhilft.
Ihre primäre Beeinträchtigung oder Behinderung wird als solche oft nicht wahrgenommen und somit auch nicht in Entwicklungsräume eingeladen. Es wird nicht wahrgenommen, dass Qualitäten der Selbststeuerungen fehlen und Hilfssteuerungen von außen angeboten werden müssen, damit das Kind nachreifen kann.
Die sekundäre Symptomatik, - nämlich soziale Abläufe zu stören, sich asozial zu verhalten, Verhaltensstörungen zu zeigen, die die Grenzen anderer verletzen,- wird in den Mittelpunkt gestellt und oft aus Hilflosigkeit mit Appellen, Ordnungsaufrufen, und Bestrafungsritualen versucht, zur Raison zu bringen.
Wir wollen den Problemen im Kita-Alltag oft mit Macht „Herr werden“, ohne uns zum Kind „hin zu bücken“ und uns einzufühlen, in seine subjektiven Bedeutungs- und Erlebnisbahnen.
Wie geht es ihm selbst? Wie fühlt sich das an, nicht Herr im eigenen Haus zu sein? Wie geht es einem Kind damit, nur aus negativer Aufmerksamkeit etwas für sich schöpfen zu können?
Die Fortbildung will neue Sichtweisen und Blickwinkel im Umgang mit verhaltens-originellen Kindern erschließen und Steuerungshilfen bzw. Initiierungsstrategien gemeinsam anhand praktischer Beispiele erproben.
Wir wollen die Ohnmacht der begleitenden Erzieherin verwandeln in eine Zuversicht, die an die eigenen Mitgestaltungsspielräume glaubt und Formen findet, das betroffene Kind anzunehmen, es nicht zu verurteilen, mit ihm zu kooperieren, um auch die berechtigten Bedürfnisse der anderen Kinder berücksichtigen zu lernen und es unter dieser Voraussetzung, so sein zu lassen, wie es ist.
Gelingt es uns, die Lebensumstände des Kindes nicht abschließend zu bewerten, haben wir in der Beziehung zum Kind schon viel gewonnen. Es gibt keine Lebensumstände, die dazu berechtigen, die Vorstellung einer hinreichend guten Zukunft für ein Kind auszuschließen.
Sie werden erstaunt sein, wenn es uns gelingt, sichtbar zu machen, wo das auffällige Kind wirklich steht, (dass es nicht gegen die anderen Kinder sein will, sondern mit sich selbst nicht gut ist), dann wird es in den anderen Kindern Verbündete finden, die helfen wollen.
Ziele der Fortbildung
- Wahrnehmungsbeeinträchtigungen, Körperbildstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Beziehungsstörungen, Entwicklungsstörungen, usw. erkennen lernen und Beziehungsangebote dazu entwickeln, die dem Kind weiter helfen.
- Destruktive Muster und ihre Einladungen und Auswirkungen auf uns selbst verstehen lernen
- Die eigenen Grenzen von Unterstützung annehmen lernen
Seminardauer
1 – 3 Fortbildungstage
Referent
Joachim Armbrust
Kosten
Tagessatz bei einem Tag: 800 Euro plus 19 % MwSt.
Tagessatz bei 2-3 Tage: 700 Euro plus 19 % MwSt.